Als wir uns am Morgen auf Gleis 9 besammelten, hätte sicher niemand darauf gewettet, dass er an der heutigen Wanderung weder Schirm noch einen Regenschutz gebrauchen würde. Die Prognosen waren je nach Quelle recht unterschiedlich. Noch behinderten uns Regentropfen auf den Wagenfenstern die freie Sicht auf die Landschaft: Biel - Bern - Freiburg. Als wir jedoch mit dem Postauto von Freiburg nach Charmey fuhren, zeigten sich bereits die ersten blauen Streifen am Himmel. So genossen wir die schöne Fahrt durch die für die meisten unbekannte Gegend. Freundlich, wie es sich ziemt, verabschiedeten wir uns vom Chauffeur und steuerten für den Kaffeehalt auf die Boulangerie-les-arcades zu. Wie bestellt wartete auf uns ein Tisch für 12 Personen und die freundliche Chefin brachte uns Kaffee und die obligaten Gipfeli, was ganz schnell zu einer gemütlichen Runde beitrug. Noch vereinzelte Wolken überzogen den Himmel, als wir das erste steile Wegstück zum Lac de Montsalvens hinunter unter die Füsse nahmen. Der erste Höhepunkt der Wanderung war die frei schwingende Hängebrücke, deren Überquerung ein klein wenig Wagemut und Vertrauen in die Technik forderte. Fortan führte der Weg in einem abwechslungsreichen Auf und Ab dem Seeufer entlang, was sich beim einen oder anderen in den Schenkeln bemerkbar machte. So schalteten wir nach anderthalb Stunden einen Trinkhalt ein, um zu verschnaufen und auch die Schülergruppe, die sich auf dem Weg mit uns vermischt hatte, vor zu lassen. Am Ende des Sees wechselten wir auf dem 1921 erbauten Damm die Talseite. Beim Anblick der an der Mauer und an Felsen angebrachten Treppen und Stegen, die 55 Meter in die Tiefe führen, waren wir froh, dass der Wanderweg diese beängstigende Strecke über einen kleinen Hügel umgeht. Oben angekommen mussten wir erneut eine steile Treppe zum Jaunbach auch genannt La Jogne hinunter überwinden. Nach dem Staudamm begann der spektakulärste Teil der Wanderung durch die wilde Schlucht. Kleine Brücken wippten und quietschten beim Überqueren rhythmisch mit. Und wie in der blinden Kuh tasteten wir uns durch mehrere dunkle Tunnels und Felsengalerien. Der Weg war recht nass, denn gespiesen von kleinen Quellen, die aus dem Hang sprudeln sammelten sich immer wieder Pfützen, die wir vor allem in den Tunnels versuchten möglichst schadlos zu umgehen. Trotzdem wir etwas hinter der Marschtabelle waren, schalteten wir nach zweieinhalb Stunden einen Halt ein. Denn auch in der Schlucht war das Auf und Ab recht anstrengend. Doch bald wurde der Weg breiter und wir traten aus der Schlucht heraus auf die Hauptstrasse nach Broc. Wir liessen allerdings das Dorf rechts liegen und bogen in einen Trampelpfad ein, der uns durch eine saftige Wiese - übersäht mit Löwenzahn - zu unserem Mittagsziel dem Restaurant " Abri des Marches" führte. Die Wirtin hatte für uns einen Tisch auf der überdachten Terrasse angerichtet, was bei dem schönen Wetter recht angenehm war. Schnell machte sich erneut eine gemütliche Stimmung breit, so dass ich nach dem Mittagessen mit "Schnipposa" die Gruppe nur schwer wieder in Gang brachte. Aber man kennt seine Pappenheimer und so habe ich wohlweislich viel Reservezeit eingerechnet. Nach einer kurzen Besichtigung in der 1705 gebauten Chapelle des Marches ging es weiter hinunter zur Saane, die wir nach kurzer Zeit auf der mit Schindeln bedeckten Holzbrücke überquerten. Der Aufstieg zum mittelalterlichen Städtchen Gruyères verlangte von uns nochmals einen letzten Effort, der uns durch den Anblick des schmucken Städtchens mit seinem Charme und seiner malerischen Architektur belohnte. Aber der Durst war grösser, um sich den Details und der Kultur zu widmen und so steuerten wir zur Nächstbest gelegenen Gaststätte, um den Wasserhaushalt wieder in Ordnung zu bringen. Damit die müden Haxen nicht nochmals strapaziert wurden, starteten wir die Heimfahrt ab Gruyères Ville. Mit Umsteigen in Gruyères Gare, Bulle, Freiburg und Bern durchliefen wir unfreiwillig noch ein Stretching Pogramm.

Carlo

Aus der Statistik von Willi Huber:

Herzliche Gratulationen an Wenger Esther und Braunschweiler Toni zur 60. und Heidi Wahli zur sage und schreibe 120. Wanderung .